Freitag, 6. August 2021

UROLOGEN UNTER HITLER

In der Zeit von 1933 bis 1945 waren viele Ärzte bereit, unter der neuen Ideologie an Patienten Grausamstes auszutesten. Mengele ist bekannt. Aber es gab wohl Hunderte, wenn nicht Tausende von Urologen, die bereits vorher Vasektomien durchführten, die auf keinen Fall vom Patienten gewünscht war. So genannt ‹unwertes Leben› wurde zuerst, anstatt gleich getötet zu werden, einfach mal sterilisiert. Die Männer und Knaben eben durch eine Vasektomie oder mithilfe von Röntgenstrahlen.
Einige Ärzte weigerten sich zum Glück. Aber die Meisten taten mit, weil es, wie sie sich später rausredeten, befohlen wurde. Oder noch krasser, weil das betreffende Gesetz doch "erst ab 2007 als Unrechtsgesetz anerkannt worden sei". - Was eben auch meint, dass fast alle damals operierende Urologen auch später keine Reue zeigten, sich kaum entschuldigten.
Dass mehr möglich gewesen wäre, zeigt sich am umgekehrten Fall: Nicht nur einfach mitgemacht, sondern regelrecht mit Elan betrieben wurden die Zwangssterilisationen (und später die eigentlich fälschlicherweise so genannte Euthanasie) zum Beispiel in Sachsen. Dort zeichneten sich praktisch alle Beteiligten durch besondere Härte und Brutalität aus. Zudem waren sie früher dran als die anderen Regionen. Zeugen sprechen von einer Stringenz und Hartherzigkeit, die so nirgends sonst zutage trat. Was aber eben auch hieß: In anderen Bezirken hatten zumindest einige Urologen mehr Mut und wehrten sich entweder gegen die Aufgabe oder machten sie - ein kleiner Trost, aber immerhin - erträglicher für die Betroffenen.
Auch das zeigt, wie sehr sich einzelne Ärzte unterscheiden können, wobei sich offenbar doch ein Wesensmerkmal in einer bestimmten Gegend herausbilden kann. Genau so wie in Sachsen denke ich, dass in der Schweiz die Urologen bisher zu wenig darüber nachdenken mussten, was es heißt, einen Patienten vor einer Vasektomie ganz sauber aufzuklären. Sie sind dann so wie der Urologe, mit dem ich vor Kurzem darüber gesprochen habe: "Das Post-Vasektomie-Schmerzsyndrom kommt in einigen Studien höchstens zu 1 Prozent vor [während die Schmerzklinik des universitären Insel-Spitals in Bern, die ja dann mit den Geschädigten zu tun hat, von mindestens 5 Prozent ausgeht], deswegen muss ich das also nicht sagen." - Ja, sagen müssen ganz offiziell vielleicht nicht (wenn sie nur eine noch gültige Studie finden, die besagt, dass etwas höchstens zu 1 Prozent vorkommt, dürfen sie diese Nebenwirkung verschweigen). Aber es hätte viel mit Ehrlichkeit und einem Mensch-Sein zu tun, wie man es sich wünscht, wenn sie es dennoch machen würden.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Der Anstoss zu diesem BLOG

WIE ALLES BEGANN

Nein, ich will nicht alles auf die Frauen schieben. Auch die Männer können einmal ihren Teil zur Verhütung beitragen. Und erst recht möchte...

Die meist gelesenen Einträge