Sonntag, 27. Januar 2019

PRODUCT PLACEMENT MIT VASEKTOMIEN

Ein Freund von mir in den USA arbeitet an einer breit angelegten Studie zu Product Placement in Fernsehsendungen. Dabei hat er auch herausgefunden (in Interviews mit den Produzenten verifiziert), dass in den USA die Urologischen Gesellschaften in vielen Fernsehserien durch «Product Placement» (es wird zum Beispiel wie beiläufig gesagt, dass eine Vasektomie bei A sehr gut gegangen sein und B nun auch eine wolle etc.) für Vasektomien werben. Eins der bekanntesten Beispiele ist zum Beispiel «Big Bang Theory». – Nur, falls man sich wundert, warum man in Fernsehserien so selten etwas Negatives über Vasektomien hört.

Sonntag, 20. Januar 2019

DAS UNDISZIPLINIERTE DENKEN DER ÄRZTE

Es sollte schon lange ein Klassiker sein: Das vor 100 Jahren erschiene Buch des Psychiaters Eugen Bleuler (1857–1939) mit dem sprechenden Titel «Das autistisch-undisziplinierte Denken in der Medizin und seine Überwindung» (1919). Bleuler benennt darin den Hauptfehler vieler Ärzte: Dass sie viel zu schnell zu einer Diagnose kommen, weil sie gar nicht richtig auf den Patienten eingehen, ihn viel zu rasch als sowieso üblichen Fall abtun, weil sie sich kaum einmal ausserhalb ihres Systems bewegen oder von einem Fall auszugehen bereit sind, der eben nicht in der üblichen Art und Weise zu lösen wäre. Falls es ›üblich‹ und ›normal‹ überhaupt gibt. – Von der angestrebten Überwindung sind wir auf jeden Fall noch weit entfernt, gerade, weil die Ärzte eben nicht selbst starke Individuen sind, die ein Gespür entwickeln dafür, dass bei jedem einzelnen Fall gewissermassen eine wortwörtliche Kasuistik vorliegt, zumindest was den Voraufklärungsbedarf, den Umgang mit dem Fall und mögliche Einschränkungen oder die Nachbetreuung betrifft. Vielmehr können viele Ärzte nach intensiver Beobachtung (deswegen kann ich auch sagen: Es gibt Ausnahmen, besonders viele in der Neurologie) und aufgrund ihres Habitus einem bestimmten Typus zugeordnet werden, der sie kleidet wie eine Uniform, die ich selbst lieber nicht anziehen möchte.
All dies kommt eben auch zum Tragen, wenn Ärzte ›untersuchen‹ (sie untersuchen eben nicht, sondern sagen meist einfach JA), ob der vor ihnen sitzende Mann ein wirklich geeigneter Kandidat für eine Vasektomie sei. Denn die Fälle der Schmerzpatienten nach einer Vasektomie liesse sich vermutlich senken, wenn man eine wirklich eingehende Vorabklärung durchführen würde.

Dienstag, 15. Januar 2019

«SIEG! GROSSER SIEG!»

Noch im September 2018 hatte die Urologische Klinik am Inselspital Bern das Post-Vasektomie-Schmerzsyndrom nicht auf ihrem Aufklärungsbogen, der dem Patienten vor dem Eingriff abgegeben wird. JETZT, nach erneuter Einsprache von mir, haben sie es drauf!
In aller Deutlichkeit steht da: «Der Eingriff kann mit folgenden spezifischen Komplikationen und Konsequenzen verbunden sein:
-       Postvasektomie Schmerzsyndrom
-       Wundheilungsstörung
-       Kurzfristiges Anschwellen im Wundbereich
-       Entzündung von Hoden und Nebenhoden
-       Samengranulome
-       Wiederdurchgängigkeit der Samenleiter
Wie bei jeder Operation können während des Eingriffs und im weiteren Verlauf auch allgemeine Komplikationen auftreten, wie zum Beispiel: Blutung, Wundinfektion, Schmerzen, Thrombose, Embolie oder überschiessende Narbenbildung.» [Hervorhebungen durch das Spital]
Leider steht zwar immer noch nichts da von den möglichen Zahlen, die selbst vom Inselspital, vor allem von der Schmerzklinik, nicht bestritten werden: Beim Post-Vasektomie-Syndrom sind das nämlich im Minimum 2.5 Prozent (also ohne die Dunkelziffer und als tatsächliche Zahl der Fälle im Kanton Bern). Weiter kann auch die Nebenhodenentzündung (man beachte, dass da eben NICHT «kurzfristig» o. Ä. steht) chronisch werden und ein Leben lang Schmerzen verursachen – und zwar mindestens bei einem weiteren Prozent der Patienten, was auch die Urologen selbst zugeben. Damit bereuen es mindestens 3.5 Prozent der Männer ganz fest, eine Vasektomie vorgenommen zu haben. Und das geht nur von diesen beiden Komplikationen aus. Für weitere sehe man sich die vielen Beiträge dieses Blogs an.

Sonntag, 6. Januar 2019

DER WIEDER ANDERE FALL

Da gibt es die andere krasse Geschichte eines Schriftstellerkollegen von mir. Er liess auch eine Vasektomie vornehmen – und auch ihm wurde weisgemacht, das sei eine kleine Sache, da könne gar nichts Grosses passieren. Er allerdings holte sich bei dem betreffenden Urologen durch die Operation eine Blutvergiftung und wäre fast daran verstorben. Als das dann durch war, trat eine Epididymitis auf, die wiederum mit Antibiotika behandelt wurde, allerdings einem anderen als zuvor bei der Blutvergiftung. Der Körper reagierte darauf mit einem anaphylaktischen Schock und der Patient wäre fast verstorben. Alles nur, weil er zu einer Vasektomie überredet wurde (der betreffende Urologe war – war! – sein Freund).

IMMERHIN

Auch auf der Webseite dieses Urologen (https://www.vasektomiezentrum-nordwest.de/risiken-und-nebenwirkungen) wird der Post-Vasektomie-Schmerz verharmlost («… sollten sie keine Schmerzen verspüren …»; «… ein leichtes Ziehen …»; «… eine Druckschmerzhaftigkeit …»; «in der Regel moderat …» etc.) Aber immerhin weist er auf eine beträchtliche Anzahl weiterer Komplikationen hin (falls man das sonst nicht glauben will; aber hier sagt es also ein Urologe schriftlich): Nachblutungen / Infektionen (die im Falle eines Abszesses zu einer Nachoperation führen, was immerhin 1 Prozent der Männer durchmacht) / Bindegewebswucherungen (die hat man dann für immer; da der Arzt beim Abszess «extrem selten» sagt, bei den Wucherungen aber «sehr gering» darf man annehmen, dass das mehr als 1 Prozent passiert) / Die Samenleiterenden können wieder zusammenwachsen (er sagt, es passiere 0,1 Prozent) / unschöne und störende Narbenwucherungen (und wieder muss man es sich ausdeutschen: «extrem gering» heisst wohl wie bei den Infektionen, wo auch «extrem» steht: 1 Prozent) / «bloss» (!) erbsengrosse Verhärtungen im Bereich des Nebenhodens (da auch wieder «sehr» steht, wie bei den Wucherungen, wird das mehr als 1 Prozent der Vasektomierten betreffen) / Ein Hodenverlust (!) ist möglich (hierzu schreibt er keine Zahlen; dürfen wir annehmen: knapp 1 Prozent?).
Alles zusammen macht das sicher mehr als 5 Prozent! Und es fällt auf, dass dabei nur Probleme erwähnt werden, die sichtbar bzw. ertastbar sind. Die möglichen lebenslangen Schmerzen werden von den Urologen gerne verleugnet. Ich weise hierzu nochmals auf die weltweit umfassendste medizinische Studie zum Thema Schmerz nach Vasektomie hin, die von 15 bis 20 Prozent von Betroffenen Männern spricht, die nach sieben Monaten noch Schmerzen haben (https://vasectomy-information.com/post-vasectomy-pain-syndrome-scientific-review.), viele davon dann ein Leben lang.
Wenn man also die zugegebenen über 5 Prozent nimmt plus dann noch die Schmerzstudie betrachtet, muss man(n) einmal mehr schliessen, dass VERMUTLICH EIN FÜNFTEL BIS EIN VIERTEL DER MÄNNER die Vasektomie aufgrund von Komplikationen bitter bereuen.

Die Urologen sollen endlich ehrlich sein bei der Voraufklärung!

Samstag, 5. Januar 2019

FRAUEN - UND JETZT MÄNNER

Über die Weihnachtstage war die Meldung in den Zeitungen, dass in Rom ein männliches Kleinkind nach einer Beschneidung verstorben ist. Einem Mädchen kann das in der Schweiz offiziell wenigstens nicht mehr passieren. Denn hier wurde das Beschneidungsverbot für Mädchen vor einiger Zeit gesetzlich durchgebracht. Dass man dabei die Knaben vergessen hat, passt ein wenig ins Zeitbild. Heute schaut man den Ärzten, die in den 1970er- und 1980er-Jahren Hysterektomien viel zu schnell durchführten, weil sich damit Geld verdienen liess, viel besser auf die Finger. Nun müsste dasselbe auch bei den Urologen noch getan werden, die die Männer vor einer Vasektomie viel zu wenig vor den möglichen Folgen warnen, etwa dem Post-Vasektomie-Schmerzsyndrom, das bei mindestens 5 Prozent der Männer jahrelang oder gar ein Leben lang anhält.

Der Anstoss zu diesem BLOG

WIE ALLES BEGANN

Nein, ich will nicht alles auf die Frauen schieben. Auch die Männer können einmal ihren Teil zur Verhütung beitragen. Und erst recht möchte...

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