Montag, 23. August 2021

ÄRZTE UND IHR GEWISSEN

Hans Wollschläger hat in seinem Buch TIERE SEHEN DICH AN ODER DAS POTENTIAL MENGELE aufgezeigt, wie Josef Mengele, der bekannteste KZ-Arzt in Auschwitz, eben nicht nur eine grobe Einzelerscheinung war unter Ärzten, sondern dass diese Gesinnung eben auch heute durchaus noch oft vorkommen kann oder zumindest vorkommen könnte.
Dass er keine Einzelerscheinung war, zeigt bestimmt der Umstand, dass die vom NS-Staat durchgeführten Zwangsmaßnahmen gegen die eigenen minderwertigen Volksgenossen (Aktion T4), welche eben die Medizin betrafen (Sterilisation, Zwangsabtreibung, "Euthanasie"), kaum auf eine Gegenwehr bei den Ärzten stießen. Im Nürnberger Ärzteprozess musste festgestellt werden, dass ein koordinierter Widerstand - die Ärzte waren ja in Berufsverbänden organisiert etc. - nirgends und zu keiner Zeit aufkam. Ja, es gab sogar in der ganzen Zeit nur einen einzigen öffentlichen ärztlichen Protest durch den Freiburger Pathologen (sic!) Franz Büchner. Ja, nicht nur protestierte er öffentlich, er zeigte auch auf, dass die Schrift der Vordenker der VERNICHTUNG LEBENSUNWERTEN LEBENS relativ einfach in ihren Überlegungen widerlegt werden konnte.
All dies wurde dann von Alexander Mitscherlich, der beim Nürnberger Ärzteprozess anwesend war, festgehalten und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Doch wurde Mitscherlich dadurch nicht etwa lobend hervorgehoben. Seine Kollegen der Medizin sorgten im Gegenteil dafür, dass er keine Karriere an einer Medizinischen Fakultät machen konnte. Was nichts anderes heißt als: Auch nach den Gräueltaten des NS-Staats sind die Ärzte bereit, jene auszuschließen, die eigentlich auf ihre Fehler aufmerksam machen.
Genau darum ist es bis heute schwer, den Urologen das Handwerk zu legen bei den Vasektomien. Denn wenn bei der größten Untersuchung, die jemals geführt wurde, immerhin fast 15 Prozent der Probanden angeben, sie hätten danach im Bereich der Hoden neue Schmerzen, dann müsste diese  ja stets nicht zwingend nötige Prozedur heutzutage abgeschafft werden. Stattdessen verbreiten sie weiter Falschmeldungen und gehen auf jene los, die sagen, wie schlimm es wirklich ist.

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