Bislang hat es in der Schweiz kaum einen Arzt gegeben, der eine Rückoperation einer Vasektomie (eine sogenannte Refertilisierung) ausgeführt hätte, weil der Mann horrende Schmerzen nach einer Vasektomie gehabt hätte. Wenn es darum ging, weil man(n) sich das mit den Kinder anders überlegt hatte, dann schon. Aber Urologen hatten Angst, dass bei einer Refertilisierung aufgrund Schmerzen noch mehr Schaden angerichtet werden könnte.
Dabei wird bei Studien in Ländern, die dabei weiter sind als die Schweiz, etwa in den USA, mittlerweile seit Jahren davon ausgegangen, dass Post-Vasektomie-Schmerzen zwei hauptsächlichen Gründe haben werden: Entweder kommt es von neuropathischen Schmerzen, weil in dem Gebiet der Operation eine Vielzahl feinster Nerven durch den Körper gehen, die dann verletzt werden und dann Schmerzen senden; hierzu würde auch der Phantom-Schmerz gehören, also jene Männer, die Schmerzen haben, weil ihr Körper das kleine Stück Samenleiter, das herausgeschnitten wurde, als fehlend meldet.
Die andere Gruppe Männer mit Schmerzen nach einer Vasektomie kommt - so schon mehrere Studien - von den noch produzierten Spermien (im Hoden), die sich dann stauen, weil sie eben durch die gekappte Leitung (Samenleiter wird ja durchtrennt) nicht mehr rauskönnen. Dies gibt dann eher das Gefühl von "platzenden Eiern", also wirklich eine Art Staugefühl; dazu können auch die Hoden beziehungsweise die Nebenhoden effektiv etwas anschwellen.
Leidet man an der zweiten Art der Schmerzen, hilft die Refertilisierung bei mehr als der Hälfte der rückoperierten Fälle. Aber wie gesagt wurde diese Operation bislang in der Schweiz nur selten ausgeführt (falls man ehrlich war und eben sagt, es sei nicht wegen eines erneuten Kinderwunsches).
Nun gibt es offenbar in Frauenfeld einen Urologen, der bereit ist, genau dies zu tun. Der eine betroffene Mann, der mir dies heute meldet, wird die Rück-OP also angehen - und ich darf dann hier darüber berichten. Im Moment freut er sich einfach, dass endlich jemand eingewilligt hat, diese doch schwierige Operation zu übernehmen.