Allgemein mag man in
der Bevölkerung denken, Ärzte verstünden was von Kunst. Zumindest sind sie
selber «Künstler mit dem Skalpell». Nun, wenn sie das wirklich wären, hätten
sie wohl mehr Verständnis gehabt für die Situation gewisser Ausnahmekünstler.
Auch wenn es Psychiater sind – denn auch sie mussten lernen, wie man mit dem
Skalpell umgeht.
Aber eben, sehen wir
uns einmal den Fall Jakob Klaesi an. Ein Psychiater, der von 1883 bis immerhin
1980 lebte, und von 1923 an Oberarzt bzw. Leiter in verschiedenen
Psychiatrischen Anstalten, vor allem in Basel und Bern, wo er es sogar zum
Rektor brachte. Er gilt bis heute weitherum als wichtige Fachkraft. – Und dies,
obwohl er vor und während des Zweiten Weltkriegs offen antisemitisch war und
noch 1944 einen Ehrendoktorat der Universität Frankfurt entgegennahm, überreicht
unter anderem auch mit der Begründung, Klaesi zeige stets aufrichtige Verehrung
für Deutschland.
Solch ein zurückgebliebener
Denker aber durfte dann den Schriftsteller Robert Walser endgültig zum
Schweigen bringen, indem er ihn durch einen Verwaltungsakt von unbefangenster
Gefühlsrohheit aus der Waldau wies, wo er eigentlich bleiben wollte, und ein
Jahr später den Schriftsteller Friedrich Glauser mit der Zusammenfassung und
Diagnose «Moralischer Defekt» versehen. Weiter: «Masslosse Überheblichkeit und
bei so geringer Intelligenz, dass sie gerade für eine schriftstellerische
Tätigkeit seiner Gattung noch ausreicht.» Während die Bücher von Glauser heute
gelesen werden, findet man die belletristischen dieses famosen Professors zum
Glück kaum mehr. Dessen ‹Intelligenz› brachte solch Schmarrn zustande wie «Jesus.
Dramatische Messe» (1945!) und «Gott und seine Zweifler. Dramatische Messe in einem
Aufzug» (1954!), beide tatsächlich publiziert.
Solche Karrieren
gehören heute angeprangert, auf dass auch die heutigen Herren Doktorn nicht
mehr immer als Götter in Weiss gesehen werden, sondern eher als Blankhirne, die
sich kaum um anderes als ihre eigene kleine Welt kümmern. Gerade bei
Psychiatern ein ernsthaftes Problem.
Warum also dieser
Eintrag: MAN TRAUE ÄRZTEN NIE. MEIST SIND IHRE MEINUNGEN NACH FÜNF BIS
SPÄTESTENS ZEHN JAHREN WIDERLEGT.
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